Zukunftskompetenzen: Eine Reihe über Kompetenzen und Haltungen für ein sinnvolles Arbeiten und Leben in einer komplexen Welt (10)
Ich komme heute, am Ende der Osterferien NRW darauf, weil ich selbst gespürt habe, wie wichtig diese Auszeit für mich war. In der komplexen Welt gibt es immer etwas zu tun. In jede Lücke passt noch ein To Do. Doch was ist mit Nichts-Tun?
Heute mal ganz unwissenschaftlich und einfach von der Seele weg
Go with the flow! so heißt ein Spruch, der mir auch gefällt. Da ist der Schwung, da ist die Dynamik, da ist offensichtlich etwas, wofür die Zeit gekommen ist. Diesen Schwung mitzunehmen ist ein Leichtes. Und in diesem Schwung - so kenne ich mich - da gibt es kein STOP mehr. Erst ist es die Neugierde, dann ist es der dringende Wunsch, dass, was begonnen wurde auch zu vollenden. Manchmal ist es dann mit dem Schwung nicht mehr ganz so weit her - doch drängt es mich, die Gestalt des Projekts "rund" zu machen. Ich halte dieses Verhalten für eine Tugend - die allerdings auch seine Tücken hat. Denn: Das Projekt schlägt dann nicht selten die Routine.
Ich mache sie oft in Teams, die Übung mit den Bällen, die rund gehen:
1) Ein Ball ist die Routine - sie läuft einfach im Kreis herum
2) Ein Ball ist das Projekt - das hat ein komplizierteres Muster
3) Ein Ball ist die Krise - die müssen wir auf Anruf schnappen
Und in diesem Getümmel da fallen oft die Routinen herunter. Das Andere scheint dringlicher, verlangt eine größere Aufmerksamkeit. Manchmal werden auch die Routinebälle zu Projektbällen.
Routinen haben für mich eine wichtige Bedeutung. In meiner Kindheit auf dem Bauernhof waren Routinen ganz wesentlich.
Täglich:
- Aufstehen um die gleiche Zeit
- Mahlzeiten um die gleiche Zeit
- Mittagspause
- Zubettgehen um die gleiche Zeit
Wöchentlich:
- Samstagsroutine von Aufräumen und Putzen - alles wieder an den Platz bringen
- Sonntagsroutine - Kirchgang und es wurde sich nur um das Nötigste im Stall gekümmert: Geburten, Füttern und Melken und die dazugehörigen Routinen.
Jährlich:
- Der Jahreskreislauf mit all seinen Festen.
- Die wiederkehrenden witterungsabhängigen Arbeiten (Ernte, Zäune richten, Feldarbeit usw.)
Und was ich heute daran so bewundernswert finde, ist, dass meine Eltern und Großeltern und auch heute noch mein Bruder mit seiner Familie auf diese Weise 365 Tage im Jahr 7 Tage in der Woche ohne einen Krankheitstag bis zur Nachfolge gelebt und nicht selten auch körperlich hart gearbeitet haben.
Ich will das nun wirklich nicht verherrlichen und zum Maßstab machen. Ein solches Leben hatte schon damals seinen Preis. Wir verteilen die Pausenzeiten heute anders. Wir machen Urlaub und Auszeiten. Oftmals mit dem Hinweis "Ich bin urlaubsreif" "Reif für die Insel". Manchmal jedoch verkommt auch die Urlaubsauszeit zur Eventzeit - und dann war es wieder nichts mit Pause.
Wozu dienen Pausen überhaupt?
Allein die Frage zeugt schon von unserem Effizienzdenken. Alles muss irgendworauf einzahlen. Wie wäre es einfach mit Genuss, Lebenslust und -qualität? Wie wäre es mit Raum für Zufälle? Wie wäre es mit Langeweile, aus der irgendetwas entsteht, was sonst nicht entstünde? Wie wäre es mit Genuss, auf der Welt zu sein? Mit dem Gefühl der Dankbarkeit?
Natürlich dienen sie ganz faktisch der Regeneration - körperlich wie geistig. Sie dienen der Kreativität. Google ich "Pausen", dann wird betont, dass sie ganz wichtig fürs Lernen sind oder auch im körperlichen Training. Ich als eine, die gern denkt, merke, dass ich auf andere gedankliche Verknüpfungen komme. Manchmal in Bewegung, aber manchmal auch, wenn ich einfach einen Käfer beobachte.
Manchmal spüre ich mich einfach selbst: Welche Bedürfnisse habe ich gerade, die ich manchmal bei intensiver Geschäftigkeit vergesse? Oder ich spüre Gefühle hochkommen. Dieses mich selbst wahrnehmen, meinen Körper, meine Gedanken, meine Gefühle, das kann ich im Achtsamkeitstraining üben - das kann jedoch auch durch bewusste Pausen geschehen. Übe ich es ein, so fällt es auch im Alltag leichter, mich selbst wahrzunehmen. Und diese Bewusstheit stellt ein wichtiges Fundament für reiferes, zukunftfähigeres Handeln dar.
Welche Pausenroutinen passen zu mir?
Bei Routinen ist es immer wichtig, dass sie in mein Leben passen. Dass ich sie an etwas andocke, was schon da ist. Ich merke, dass ich in jedem Falle eine Pause am Abend brauche. Ich weigerte mich schon immer, nach 20.00 Uhr noch etwas zu tun - ganz seltene Ausnahmen bestätigen diese Regel. Dann gibt es nur noch entspanntes Runterkommen mit Tagebuch und Dankbarkeitslog. Ich schreibe regelmäßig mein Bulletjournal, um mich meiner Werte und Lebensziele zu vergewissern und die Schritte dazu in meinen Alltag zu integrieren. Und so hat jede und jeder Vorlieben. Ich brauche tägliche kleine und größere Pausen und ich liebe Wochenenden, an denen nicht viel auf dem Plan ist. Ich selbst gönne mir einmal im Monat ein Wochenende in Klausur an einem beschaulichen Sauerländer See. Da wird auch gearbeitet - aber die Pausen sind von ganz besonderer Qualität, wenn ich von nichts abgelenkt werden. Der Geist kann auch gut Pause machen, während der Körper sich bewegt. Das mag ich an Laufen und Schwimmen so sehr. Und doch ist es noch etwas anderes, wenn ich einfach mal in der Sonne sitze und meinen Blick entweder nach innen richte oder durch die Natur schweifen lasse.
In den Osterferien war es mir wichtig, mal digital detox zu betreiben. Ich habe die entsprechenden Apps vom Handy gelöscht - und so konnte ich ganz da sein, wo ich war. Das war auch eine wichtige Pause von den Dingen, die sonst leicht zum Pausenfüller werden.
Und nun?
Ich mache nun Pause mit den Zukunftskompetenzen. Wie war das noch mit der Übung mit den Bällen? Ich kann nicht unendlich jonglieren. Ich habe ein Ziel, welches ich verfolge. Ich möchte die Inhalte des Buches - ergänzt um inzwischen viele andere Tools - in Form eine Fortbildung weiter vermitteln. Die Arbeit an den Schwellen zur Veränderung ist so wesentlich für Einzelne, Organisationen und letzlich die Gesellschaft, dass ich meinen Fokus darin lege. Davon werdet Ihr selbstverständlich auch weiter von mir hören.
Hier zu meinem Buch zur Transformationsbegleitung „Mut zu Inner Work“:
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