Abtauchen - zur Transformation

sub gd2dee48f0 1920Ich hätte nicht gedacht, dass es so sehr der eigenen Transformation bedarf, ein Buch zum selbigen Thema zu schreiben. Doch es vollzieht sich… STOP ich vollziehe die Umsetzung eines Projektes, mit welchem ich schon lange schwanger gehe (es geschieht nicht von selbst). Ein persönlicher Bericht aus meiner aktuellen Praxis.

Vor der Pandemie war meine erste Assoziation zum Thema Transformation das Transformatorhäuschen am Ende der Straße, in der ich groß geworden bin. Doch mit der Corona-Krise kam ein ganzheitlich neues Verständnis für mich auf. Man sprach von „Disruption“ und für mich hieß das, einen leeren Kalender zu haben und drei Kinder auf drei verschiedenen Schulen im Homeschooling. Zur Rettung kam die Chance: Die Entwicklung der Zusatzqualifizierung „Online-Supervision / -coaching“ der Dgsv zusammen mit meiner lieben Kollegin Birgit Klennert, die bis dahin noch eine meiner Auftraggeberinnen in Sachen Supervision war. Innerhalb eines halben Jahres legten wir als Grundlage für das Konzept ein Selbststudium zum Thema „Digitalisierung“, „New Work“ und „Transformation“ hin, welches nach agilem Prinzip gestrickt war und für mich als theoretisch fundierte, gern analysierende Praktikerin noch einige lose Enden zurückließ, die verknüpft werden wollten. Verknüpft mit meinen wissenschaftlichen Grundlagen aus vorhergehenden Studien, Fortbildungen und vor allem Beratungs- wie auch ganz privaten Erfahrungen meines inzwischen nicht mehr ganz jungen Erwachsenendaseins. Der Entschluss reifte: Ein Buch will geschrieben werden. „Mut zu Inner Work. Sinn-volle Transformationen begleiten.“ so der Arbeitstitel.

Es hinderten mich immer wieder einige Glaubenssätze an der Umsetzung des Projektes

  • Ich habe ja doch nichts Besonderes zu sagen. Das will doch niemand lesen.
  • Ich investiere doch nicht so viel Zeit in so etwas, statt ordentlich zu arbeiten und Geld zu verdienen.
  • Dafür kann ich doch die Familien nicht im Stich lassen.

Torsten Groth ermutigte mich auf der Rückfahrt der letzten SWF-Tagung, es für meine eigene theoretische Festigung zu tun. Ich nahm allen Mut zusammen, und trickste mich, ambivalent, wie ich war aus: Ich dachte „ich entscheide nicht selbst, sondern lasse den Verlag entscheiden, ob das lesenswert ist.“. Ich reichte es bei Springer Gabler ein – und mein Exposé und die entsprechende Schriftprobe wurde offenbar für brauchbar befunden, so dass es zu einem Vertrag eines kleinen Buches im Bereich „Management und Beratung“ kam. Es änderten sich bei mir und in meinen Systemen sukzessive, um wie im Buch mit dem „Glaubenspolaritätenschema“ von Matthias Varga von Kibed zu sprechen, Gedanken, Emotionen und das Handeln.

Die Glaubenssätze transformierten sich dahingehend:

  • Niemand kann etwas so sagen und verknüpfen wie ich.
  • Meine Zeit ist mein Leben – ich verwende sie für das, was mich erfüllt und mir auf Dauer und aufs Ganze gesehen sinnvoll erscheint.
  • Ich kann ein solch zeitintensives Projekt angehen und gleichzeitig in Verbindung mit meinen Lieben bleiben – und mein Rückzug bringt Chancen für die Familie.

Diese Glaubenssatzveränderungen geschahen durch eine tiefe innere Auseinandersetzung mit meiner lieben Supervisorin / Begleiterin auf diesem Weg Elsa van Armern, meiner Lieblingspodcasterin Vera Strauch, die Ihre Zuhörerschaft an Ihrem Buch teilhaben ließ und einer intensiven Reflexions- und Implementierungsarbeit per Bulletjournal. Das Seminar „Thinking Circle“ bei Matthias zur Bonsen und Jutta Herzog überzeugte weiter von der Idee einer tiefen Arbeit in Transformationsprozessen. Meine Familie wie meine Institutspraxis konnten nun nicht mehr funktionieren wie vorher – es brauchte eine Transformation der verschiedenen Systeme. Mein Mann, der durch meinen Rückzug voll in Verantwortung für Neues geht. Eine Unterstützungskraft für Adminstratives in meinem Institut. Eine neue Akzentsetzung bei Aufträgen wird sichtbar und spürbar – und ich erahne schon die nächsten Schritte zu einem neuen WIE in Arbeit und Leben.

Das Vertrauen in das Projekt mehrte sich. Auch das Handeln ändert sich für eine Weile kolossal: Nein-sagen bei attraktiven Aufträgen, um im Fluss der Schreibarbeit zu bleiben. Ein eigener Rückzugsort zum Lesen, Denken und Verfassen tat sich auf. Die Neuverteilung der häuslichen und familiären Aufgaben gelang.

All das hinterlässt dauerhaft verändernde Spuren, hinter denen ich nicht mehr zurücktreten kann. Sicher gibt es Regressionen – während des Schreibprozesses und auch sonst – doch diese sind immer wertvoll für nächste Schritte.

Transformation ist innere Arbeit, die nur dann wirklich den Namen verdient, wenn sie wesentlich neues Denken, Gefühle und Handeln hervorbringt. Sie braucht am Anfang eine Spannung. Einen Zug und einen Druck. Es geht nicht ohne zwischendurch auch mal abzutauchen in die Tiefe und an alte Grenzen. Sie braucht unterwegs gute Gründe zur Stabilisierung und Umsetzung – Menschen, mit denen man das Neue teilt. Sie braucht letztlich Zeit zum Vollzug und eine emotionale Aufladung, damit die Synapsen wachsen können.

Transformation ist kein „Wumms“. Es ist eine Arbeit, die sich lohnt. Es ist der Weg zu einem Mehr von Möglichkeiten und einer größeren Reife. Das Buch erzählt nicht nur von individuellen Transformationen, sondern auch von tiefgreifenden Haltungsänderungen in Teams und Organisationen. Ich halte Sie und Euch gern hin und wieder auf dem Laufenden – ein Buch ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Gerade schreibe ich über die „Hin-zu-Bewegung“, die es grundsätzlich braucht, um ins Handeln zu kommen.

Dieser Beitrag ist ein weiterer Teil meiner „Hin-zu-Bewegung“, meines Vertrauens in das Projekt, meinen Prozess, die Menschen, die mich unterstützen und das Vertrauen, dass das Thema Transformation mehr und mehr von Worten zu Taten wird.