Surf mit auf der 4. Welle

ErkundenNein, ich meine nicht die Corona-Welle. Ich meine die Feminismuswelle. Ja, ich nutze dieses in der Vergangenheit oft spaltende F-Wort. Warum? Damit die Hälfte der Menschheit mehr Einfluss als bisher bekommt. Damit diese Gesellschaft reifer, bunter und menschenwürdiger wird. 

Schauen wir uns das Entwicklungsmodell Spiral Dynamics an, dann geht es in der Entwicklung der Gesellschaft darum, zunehmend eine Haltung der wertschätzenden Autonomie des Einzelnen, eine ko-kreative Haltung in Teams und eine menschenwürdige, zukunftsfähige Kultur, in der Unterschiede gleichberechtigt sind, zu gewinnen. Voraussetzung dafür ist ein Rahmen, in der Diversität als Bereicherung gesehen wird. 
In diesem Kontext, in dem Transformationsprozesse – oder wie Frederic Laloux sagt „Re-inventing Prozesse“ - zur Bereicherung dieser Welt, zur sinnvollen Ausrichtung unseres Tuns angesagt ist, dürfen wir uns neu erfinden und Unterschiede als gleichwertig anerkennen. Nutzen wir die aktuellen Wandlungsprozesse, den Flow in Unternehmen nicht nur für die bessere Überlebensfähigkeit der Organisationen, sondern auch für ein Mehr an Gleichberechtigung in der Gesellschaft! 
Und hier kommt die vierte Welle des Feminismus ins Spiel. Sie folgt inhaltlich dem Ansatz, den ich vor 30 Jahren bereits verfolgte, dem Ansatz der demokratischen bzw. egalitären Differenz von Annedore Prengel. Es geht in diesem Konzept darum, dass Unterschiede, d.h. unterschiedliche Verarbeitung von Lebenserfahrungen, unterschiedliche Lebensweisen und Ausdrucksformen eine gleichwertige Teilhabe an Einfluss, materiellen Ressourcen und kultureller Sichtbarkeit haben. Frauen sind dazu animiert, sowohl ihre weiblichen wie auch ihre männlichen Anteile zu bejahen. Gleichzeitig gilt es immer wieder zu überprüfen, inwieweit die Unterschiede nicht nur konstruiert sind – durch eigene Glaubenssätze oder Normen der Organisationen und der Gesellschaft – sondern sich durch experimentelles Denken und Handeln im Sinne der Erweiterung von Möglichkeiten aufweichen lassen. In dieser Feminismus-Welle sind nicht nur unterschiedliche Frauen miteinander solidarisch und vernetzt, auch Männer und andere Menschen beteiligen sich an der Befreiung einengender oder gar toxischer Geschlechterbilder und an der Gleichberechtigung ihrer Eigenart. Diversity Management und der Abbau von Unconsiousness-Bias wie z.B. dem Gender-Bias in Unternehmen ist also nicht nur wesentlich für die Zukunftsfähigkeit in agilen Organisationen, sondern auch ethisch ein Schritt in Richtung mehr Gleichberechtigung.
Groß ausgedrückt geht es dabei um die Würde des Menschen. Es geht darum, so sein zu dürfen, sich entwickeln zu dürfen, wie es dem Individuum entspricht und dabei eine würdevolle Gesellschaft mitzuprägen und zu gestalten.
Surfen Sie mit auf der 4. Welle des Feminismus! Es lohnt sich für Männer und Frauen und alle Menschen. Es lohnt sich für Teams, die kreative Ideen verwirklichen wollen. Es lohnt sich für Organisationen, die nicht nur überleben, sondern zudem würdige zukunftsfähige Arbeitsmodelle leben wollen. Es lohnt sich für jeden Staat, der Frieden und Gerechtigkeit anstrebt.
 
Ermutigt zu diesem Thema wurde ich durch die gleichzeitige Publikation feministischer Ansätze auf unterschiedlichen Kanälen:
1) Ute Clement: „Frauen führen besser. Wahrnehmungshilfen für Männer (und Frauen).“ Angekündigt im Carl-Auer Newsletter und im LEA-Podcast „Organisationen entwickeln“.
2) Alexandra Zykonov: „Wir sind doch alle längst gleichberechtigt“. Besprochen in meinem Lieblingspodcast „Female Leadership“ von Vera Strauch.
3) Podcast: New Work Stories: Frauen wollen führen - aber unter anderen Bedingungen. Ein Gespräch mit Lilian Gehrke-Vetterkind, Beraterin für Diversity und Unternehmenskultur.